Friedrich Hölderlin – An die Parzen


Nur einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
     Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
          Daß williger mein Herz, vom süßen
               Spiele gesättiget, dann mir sterbe!

Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht
     Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;
          Doch ist mir einst das Heil’ge, das am
               Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen:

Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!
     Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel
          Mich nicht hinabgeleitet; einmal
               Lebt’ ich, wie Götter, und mehr bedarf’s nicht.


(* 20.03.1770 in Lauffen | † 07.06.1843 in Tübingen)