Wiege, Kind, das wunderbare
Wesen, das im Arm du hast!
Ohne Leben scheint es fast
Mit dem aufgeklebten Haare.
Auf den Wangen die zwei Streife
Grellen Rots sind reichlich kühn …
Nur das Kleid mit weißer Schleife
Ist wie deines, hell und grün.
Wichtiges ist jetzt zu tun:
Ihm ein wenig Brei zu reichen,
Kleines Kissen glattzustreichen.
Es will essen, es will ruhn.
Manchmal freilich nippt es bloß,
Statt daß es den Teller rein ißt …
Doch bedenk, daß es noch klein ist,
Und du selber bist schon groß!
Schau, es läßt sich besser an!
Setz das Ding nur auf und nieder –
Wie es da die Augenlider
Öffnen schon und schließen kann!
Jedes Spiel, das du gespielt,
Bring ihm bei, und die Befehle
Gib ihm, die man dir befiehlt,
Bis es lebt mit deiner Seele,
Bis es lacht und weint wie du!
Wie du’s wiegst in deinem Schoße,
Wirst du selber, wirst im Nu,
Eh du’s dachtest, eine große
Lächelnde und ernste Frau.
Es schlägt Augen auf wie deine:
Zweier süßer Edelsteine
Unerschöpflich tiefes Blau!
(* 04.02.1906 in Breslau | † 09.04.1945 im KZ Flossenbürg)